Atmen, lächeln, innehalten: Wie Achtsamkeit Ihr Leben verbessert
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- Veröffentlichungsdatum:
- 21.04.2020
- Aktualisiert:
- 11.11.2025
- Lesezeit:
- 5 Minuten
Ein Interview mit Kristina Spöring
Entspannung fängt im Kopf an, weiß unsere heutige Interviewpartnerin. Kristina Spöring ist eine staatlich anerkannte Ergotherapeutin aus Niedersachsen, die sich viel mit dem Thema Achtsamkeit beschäftigt hat. Lesen Sie weiter, wenn Sie erfahren möchten, wie Sie mithilfe von Achtsamkeit auch in hitzigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Denn wer diese Haltung ernsthaft verinnerlicht, wird merken, dass Glück und Lebensfreude nicht von äußeren Bedingungen abhängig sind. Vielmehr gehen sie mit einem stabilen Geist einher.
Kristina Spöring sagt: Glück und Lebensfreude entspringen einem gesunden Geist.
Liebe Kristina, schön, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben!
Stellen Sie sich doch kurz vor.
Ich bin 56 Jahre alt, verheiratet und habe drei Kinder. Gemeinsam mit meiner Familie lebe ich auf einem Bauernhof in der Lüneburger Heide. Vor etwa 30 Jahren habe ich mich in meinem absoluten Traumberuf, der Ergotherapie, selbstständig gemacht - und leite seither gemeinsam mit einer Kollegin eine eigene Praxis im niedersächsischen Walsrode. Über die Jahre habe ich viele spannende Weiterbildungen gemacht, darunter auch die zur Achtsamkeits-Therapeutin.
Worum genau geht es bei der Ergotherapie?
Ziel der Ergotherapie ist es, Menschen mit psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen ein möglichst eigenständiges Handeln zu ermöglichen. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. In unsere Arbeit beziehen wir Körper, Geist und Seele des Patienten mit ein. Auch legen wir einen Fokus auf sein soziales Umfeld, betrachten zum Beispiel das Verhältnis zu Angehörigen, Schulkameraden oder Arbeitskollegen, um ein möglichst ganzheitliches Bild von ihm zu erhalten. Nur so können wir den Patienten unterstützen und die gewünschten Veränderungen Schritt für Schritt erreichen.
Das Prinzip der Achtsamkeit basiert auf der buddhistischen Lehre und ist Grundlage aller Meditationen.
Welche Rolle spielt Achtsamkeit in Ihrem Beruf?
Achtsamkeit ist eine Haltung, die allen Meditationen zugrunde liegt. Sie hat viele positive Effekte auf den Körper - das ist wissenschaftlich bewiesen. Achtsamkeit stärkt das Immunsystem, lindert Hautkrankheiten, hilft bei Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Magenproblemen. Das Konzept lässt sich auch bei Patienten mit chronischen Schmerzen gut anwenden, die die Beschwerden dadurch meist als geringer empfinden. Darüber hinaus ist Achtsamkeit eine hervorragende Burnout-Prophylaxe.
Und was macht einen achtsamen Menschen aus?
Achtsamkeit bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein - und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental. Viele hängen mit ihren Gedanken entweder in der Vergangenheit fest oder zerbrechen sich den Kopf über die Zukunft. Ein achtsamer Mensch hingegen achtet auf den Moment, ohne ihn zu bewerten. Seine Haltung ist neugierig, offen und akzeptierend. Das bedeutet nicht, alles kritiklos hinzunehmen. Vielmehr geht es darum, störende Denk-, Gefühls- und Handlungsmuster aufzubrechen und Stress zu verringern. Achtsamkeit ist keine Technik, sondern eine Lebenseinstellung, die auch mir persönlich schon sehr geholfen hat.
Ein achtsamer Mensch fokussiert sich auf das Hier und Jetzt und hängt nicht in der Vergangenheit fest.
Worin besteht für viele die Schwierigkeit, einfach mal abzuschalten?
Permanente Verfügbarkeit wird oftmals nicht nur beruflich, sondern auch privat gefordert. Der steigende Druck, die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft und die Reizüberflutung in der Außenwelt führen häufig zu stressbedingten gesundheitlichen Problemen und dazu, dass wir uns überfordert fühlen. Gerade im Arbeitsalltag finden viele keine Gelegenheit, sich Zeit für sich selbst zu nehmen.
Haben Sie Tipps, wie man Achtsamkeit in den Alltag integrieren kann?
Der Schlüssel zu mehr Achtsamkeit ist der Atem. Nehmen Sie sich mehrmals am Tag Zeit, um Ihre volle Aufmerksamkeit auf Ihren Atem zu richten. Das kann zum Beispiel kurz nach dem Aufwachen sein, im Wartezimmer beim Arzt oder bei einem Spaziergang in der Mittagspause. Was zunächst banal klingt, ist gar nicht so einfach und bedarf einiger Übung. Vermeiden Sie Multitasking auf der Arbeit und gönnen Sie sich vor jeder neuen Aufgabe fünf tiefe Atemzüge. Meditations-Apps können dabei helfen, wenigstens ein paar Minuten am Tag zur Ruhe zu kommen.
Ärgern Sie sich nicht über eine rote Ampel, ein heruntergefallenes Glas oder den Parkplatz, den Ihnen jemand vor der Nase weggeschnappt hat. Denn das kostet wertvolle Energie, die effektiver genutzt werden kann. Machen Sie sich bewusst, dass Sie Ihre Gedanken bestimmen und nicht andersherum. Versuchen Sie, ein positives Mindset aufzubauen. Dabei kann zum Beispiel ein Glücks-Tagebuch helfen, in dem am Abend alle positiven Erlebnisse des zurückliegenden Tages notiert werden. Auch die Interviewpartnerin erinnert sich regelmäßig daran, den Fokus auf sich selbst zu richten. Dabei hilft ihr eine Postkarte, die in ihrem Auto hängt. Darauf steht "Atmen, lächeln, innehalten".
Lautes Kindergebrüll? Kann Sie so schnell nicht mehr aus der Ruhe bringen.
Ist Achtsamkeitstraining für jeden geeignet?
Achtsamkeit im Alltag kann grundsätzlich jeder lernen. Schon kleine Veränderungen können dafür sorgen, dass Sie stressfreier und fokussierter durchs Leben gehen. Es muss aber jede Person für sich herausfinden, auf welche Weise sie am besten Energie tankt. Vielen Menschen hilft Sport, um ausgeglichen zu bleiben. Auch sollte man sich hin und wieder eine Auszeit gönnen. Wie diese aussieht, bleibt natürlich jeder Person selbst überlassen. Dem Interviewpartnerin persönlich hilft das Achtsamkeitstraining sehr. Sie merkt, dass sie wesentlich konzentrierter und positiver gestimmt ist.
Noch eine Frage zum Schluss: Gibt es jemanden, der Sie besonders inspiriert hat?
Oh ja, den gibt es. Thich Nhat Hanh ist ein buddhistischer Mönch und Achtsamkeitslehrer aus Vietnam, der es trotz traumatischer Kriegserlebnisse geschafft hat, inneren Frieden zu finden. Von ihm stammt ein wunderbares Zitat zum Thema Achtsamkeit, das hier gerne weitergegeben wird:
"Achtsamkeit ist die Energie des Gewahrseins und des Aufwachsens zum gegenwärtigen Augenblick. Es ist die kontinuierliche Praxis, das Leben tief zu berühren in jedem Moment des Alltags. Achtsam zu sein bedeutet, wirklich lebendig zu sein, wirklich präsent und eins zu sein mit denen, die um einen herum sind, und mit dem, was man tut. Wir bringen unseren Körper und Geist in Harmonie, während wir das Geschirr waschen, ein Auto fahren oder unsere Morgendusche nehmen."
Vielen Dank für das Gespräch, liebe Kristina Spöring!
Über die Autorin
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