Vom EM-Bierbauch zur Strandfigur: Damit das Runde wieder eckig wird

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Fußballfans hatten während der Europameisterschaft viele Gründe zum Anstoßen – bei dem ein oder anderen dürften sich die regelmäßigen „Spielbierchen“ inzwischen auch auf den Hüften bemerkbar gemacht haben. Wer im Anschluss an die „sportlichen Strapazen“ der EM die Strandfigur reaktivieren möchte, sucht oft Zuflucht bei einer Ernährungsumstellung oder Diät.

Maja Biel, Ökotrophologin und zertifizierte Ernährungsberaterin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, erklärt im Fit Reisen Interview, woran viele Abnehmversuche scheitern und wie Hartgesottene sich den ungeliebten Brokkoli doch noch schmackhaft machen können. Zudem lüftet die Expertin das Geheimnis um die Frage, ob ein Glas Alkohol ab und an gesund ist.

Fit Reisen: „Frau Biel, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen. Lassen Sie uns gleich zum Thema kommen: Weshalb führt vermehrter Alkoholkonsum zu einem Bierbauch?“

Biel: „Ein Bierbauch beschreibt ja umgangssprachlich eine vermehrte Fettanlagerung am Bauch. Und die bekommen Betroffene öfter davon, dass sie regelmäßig viel Alkohol trinken und oft auch mehr und öfter essen, als ihr Körper etwas benötigt. Denn Alkohol hat viele Kalorien. Außerdem tendieren viele Menschen dazu, nicht nur ein kleines Glas zu trinken, wenn sie mal angefangen haben. Hinzu kommt, dass Alkohol den Appetit anregt und Menschen, die getrunken haben, bis zum nächsten Tag gesteigerte Lust auf fettiges Essen und Fast Food verspüren und so nochmal zusätzlich mehr Kalorien zu sich nehmen.“

Fit Reisen: „Bauchfett steht in dem Ruf, das ungesündeste Fett zu sein. Stimmt das?“

Biel: „Leider ja. Fett, das sich am Po oder an den Hüften absetzt, ist nur passives Fettgewebe. Bauchfett hingegen kann Herzkreislauferkrankungen fördern und Entzündungen im Körper begünstigen. Menschen mit viel Bauchfett haben auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken, und eine Fettleber zu entwickeln.“

Fit Reisen: „Interessant. Weshalb steigt die Wahrscheinlichkeit für diese Erkrankungen bei Menschen mit Bierbauch?“

Biel: „Wenn die Leber zu viel Energie – zum Beispiel in Form von Alkohol – bekommt, verwandelt sie den Alkohol in Fett und speichert ihn erstmal. Bei der nächsten „Pause“ kann sie dieses Fett abbauen. Bekommt sie allerdings direkt wieder den nächsten Alkoholschub, kann sie das Fett nicht abbauen und verfettet auf Dauer Stück für Stück. Dadurch kann die Leber nicht mehr richtig arbeiten und die Chance für Erkrankungen steigt so.“

Fit Reisen: „Wie viel Alkohol ist denn gesund?“

Biel: „Am besten ist gar kein Alkohol, bei aktiven Menschen mit gesundem Lebensstil macht ein Gläschen ab und an auch nichts. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Frauen maximal 10 Gramm Alkohol pro Tag, für Männer maximal 20. Zur Veranschaulichung: Ein kleines Glas Bier enthält zehn Gramm Alkohol. Besonders ungesund sind zum Beispiel Cocktails, da sie nicht nur hochprozentigen Alkohol, sondern auch viel Zucker enthalten. Das bedeutet noch mehr Arbeit für die Leber.“

Fit Reisen: „Spannend. Es gehen immer wieder Gerüchte an, dass zum Beispiel ein abendliches Glas Rotwein gesund ist. Ist da etwas dran?“

Biel: „Nein. Gesund an einem Glas Rotwein sind lediglich Flavonoide, die Pflanzenfarbstoffe aus den Beeren, und die kann man sich genauso gut mit einem Glas Traubensaft holen.“

Fit Reisen: „Der Volksmund sagt, dass vor allem Männer von Bierbäuchen betroffen sind. Stimmt das?“

Biel: „Tatsächlich haben Männer öfter einen apfelförmigen Körpertyp als Frauen – sie lagern also Fett besonders in der Körpermitte um den Bauchraum an. Viele Frauen sind dagegen eher der Birnentyp, wo das Fett auf den Hüften oder am Po landet.“

Fit Reisen: „Danke, Sie haben das Phänomen Bierbauch sehr verständlich erklärt. Betroffene suchen ja oft Abhilfe bei einer Diät, wobei es bekannt ist, dass viele Diäten nichts bringen und manche sogar schädlich sind. Gibt es eine Abnehmmethode oder Diät, zu welcher Sie als Expertin raten?“

Biel: „Die einzige Diät, die auf Dauer funktioniert, ist eine langfristige Umstellung der Ernährung. Man muss gesunde Gewohnheiten entwickeln und beibehalten. Diäten funktionieren, wenn überhaupt, nur kurzfristig.“

Fit Reisen: „Viele haben schon am eigenen Leib erfahren, dass Diäten nur kurzfristig helfen, und kämpfen jetzt mit dem Jojo-Effekt. Dabei nimmt man, sobald man nach der Diät wieder normal isst, schnell wieder zu und hat am Ende sogar noch mehr Kilos auf den Hüften als vor der Diät. Wie können Abnehmwillige den Jojo-Effekt verhindern?“

Biel: „Indem sie ihren Körper in keine Hungersnot bringen. Genau das kann bei einer Diät passieren – der Körper bekommt viel weniger Kalorien, als er braucht, und merkt sich das. Sobald er dann wieder mehr Kalorien bekommt, speichert er jede einzelne ab, um sich vor der nächsten Hungersnot zu schützen, und das führt dann zum Jojo-Effekt.“

Fit Reisen: „Spannend. Und inwiefern passen Genuss und Abnehmen zusammen?“

Biel:Genuss ist ein ganz wichtiger Bestandteil beim Abnehmen! Wenn ich eine Diät mache und die Sachen, die ich esse, überhaupt nicht genieße, esse ich kurz- oder langfristig wieder das, worauf ich wirklich Appetit habe. Es liegt nicht an fehlender Disziplin, dass so viele Diäten nicht funktionieren, sondern an fehlendem Genuss.“

Fit Reisen: „Angenommen, ich genieße vor allem Schweinshaxen, Pommes und Bratensoße. Kann ich meinen Geschmack denn im Lauf des Lebens ändern, hin zu etwas Gesünderem?“

Biel: „Ja, denn Geschmackssache ist auch Gewohnheitssache. Man muss einen Geschmack bis zu zwanzigmal probieren, bevor der Geschmackssinn sich daran gewöhnt hat und es anfängt zu schmecken. Nehmen wir das Beispiel Spinat. Kaum ein Kind mag Spinat beim ersten Probieren, doch im Lauf des Lebens fangen viele an, ihn zu mögen. So hat jeder die Chance, seine Vorlieben zu ändern.“ 

Fit Reisen: „Interessant. Wie sieht denn eine wirkungsvolle langfristige Umstellung der Ernährung aus, bei der man ein gesundes Gewicht erreichen und halten kann?“

Biel: „Natürliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Nüsse und Hülsenfrüchte gehören auf den Ernährungsplan. Außerdem sollte man, je nachdem, wie sättigend die Mahlzeit war, drei bis vier Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten einlegen, damit der Körper sich erholen und in die Fettverbrennung kommen kann. Und es ist wichtig, angenehm sättigende Portionen zu essen und sich nicht gewohnheitsmäßig zu überessen. Genauso wichtig: Wer hungert, hält vermutlich nicht lange durch und tut sich selbst nichts Gutes. Wer abnehmen will, muss satt sein.“

Fit Reisen: „Vielen Dank für das Gespräch und die spannenden Einsichten.“

Biel: „Sehr gerne.“

Interview: Naomi Rieger

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