Neben Ernährung, Yoga und Meditation gehören Massagen zu den Grundpfeilern der indischen Heilkunst Ayurveda. Die Abhyanga Massage zählt dabei zu den Königsdisziplinen unter den ayurvedischen Anwendungen. Sie soll nicht nur Verspannungen lösen und die Durchblutung fördern, sondern auch Körper, Geist und Seele in Einklang bringen. Kein Wunder also, dass diese besondere Form der Ganzkörpermassage längst ihren Weg in Wellnesshotels und Spas auf der ganzen Welt gefunden hat.
Doch was genau ist eine Abhyanga Massage, welche Wirkung wird ihr zugeschrieben und wie läuft eine solche Behandlung ab?
Inhalt
- Definition: Was ist eine Abhyanga-Massage?
- Wirkung, Indikationen & Studienlage: Was bewirkt eine Abhyanga-Massage?
- Ablauf: Wie funktioniert die ayurvedische Ganzkörpermassage?
- Nebenwirkungen & Kontraindikationen: Wann sollte man die Abhyanga nicht durchführen?
- FAQ
Definition: Was ist eine Abhyanga-Massage?
Die Abhyanga Massage ist eine Form der ayurvedischen Massage und eine der bekanntesten Anwendungen in der traditionellen indischen Heilkunst. Der Begriff „Abhyanga“ stammt dabei aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie „große Einölung mit liebenden Händen“. Im Zentrum steht die achtsame Berührung mit warmem, individuell auf das Dosha abgestimmtem Öl.
Im Unterschied zu vielen klassischen Massagen verfolgt die Abhyanga einen ganzheitlichen Ansatz: Sie soll nicht nur die Muskulatur lockern, sondern auch die Selbstheilungskräfte aktivieren, das Nervensystem beruhigen und den Energiefluss harmonisieren, indem Stoffwechselschlacken aus dem Körper geleitet werden.
Wirkung, Indikationen & Studienlage: Was bewirkt eine Abhyanga-Massage?
Die Abhyanga Massage wird im Ayurveda als Quelle von Regeneration und Vitalität beschrieben. Insgesamt soll sie eine Art reinigenden und befreienden Effekt haben.
Auf körperlicher Ebene kann sie die Muskulatur lockern und Verspannungen sanft lösen, die Durchblutung anregen und damit den Stoffwechsel fördern. Zudem soll sie das Immunsystem stärken, indem sie die Ausleitung von Schlacken und Toxinen unterstützt. Die verwendeten Öle dringen bei der Massage tief in die Haut ein, machen sie geschmeidig und können dort eine verjüngende Wirkung entfalten.
Auf mentaler und seelischer Ebene wird ihr zugeschrieben, dass sie zum Stressabbau beiträgt, das Nervensystem beruhigt, die Schlafqualität verbessert und das allgemeine Wohlbefinden steigert.
Studienlage
Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen positiven Effekte der Abhyanga Massage:
- Eine Studie zur Wirksamkeit von Ayurveda-Massagen und Stirnguss zeigt, dass ayurvedische Anwendungen wie eine Ganzkörpermassage zu einer deutlichen Reduktion von Stress und einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen können.
- Eine weitere Studie zu Ayurveda-Massage bei chronischen Rückenschmerzen belegt, dass regelmäßige Behandlungen Schmerzen lindern und die Beweglichkeit erhöhen können.
Typische Anwendungsgebiete für eine ayurvedische Ganzkörpermassage:
- Dosha Ungleichgewicht, besonders von Vata
- Verspannungen und Muskelbeschwerden, insbesondere bei Rücken-, Nacken- oder Schulterproblemen
- Schlafstörungen
- Stress
- trockene oder beanspruchte Haut
- zur Prävention & allgemeinen Gesundheitsförderung
Ablauf: Wie funktioniert die ayurvedische Ganzkörpermassage?
Der Ablauf einer Abhyanga Massage folgt traditionellen Prinzipien, die jedoch je nach Schule, Region und Zielsetzung leicht variieren können. Gemeinsam ist allen Varianten die Kombination aus sanften Streichungen, rhythmischen Bewegungen und dem Einsatz von warmem Öl, das zuvor individuell auf den Konstitutionstyp abgestimmt wird.
1. Vorgespräch
Vor Beginn der Massage bespricht der Therapeut mit Ihnen Ihre aktuelle Verfassung, mögliche Beschwerden und Ihr Dosha-Profil. Auf dieser Basis wählt er das passende Öl und legt die Intensität der Behandlung fest.
2. Vorbereitung
Sie legen sich bequem auf die Massageliege, meist bis auf die Unterwäsche entkleidet. Angenehme Düfte, sanfte Musik und warme Raumtemperatur schaffen eine entspannte Atmosphäre. Das Öl wird in einem Wasserbad erwärmt und anschließend sanft aufgetragen.
3. Massage
Klassischerweise gliedert sich die Abhyanga in zwei Hauptphasen:
- Mardana: eine kräftigere Druckmassage, die Muskulatur und Gewebe stimuliert,
- Samvahana: eine besonders sanfte, streichelnde Massage, die tief beruhigend wirkt.
Darüber hinaus unterscheidet man zwei grundlegende Streichrichtungen:
- Anuloma: Ausstreichungen mit der Haarrichtung, die harmonisierend und ausgleichend wirken,
- Pratiloma: Ausstreichungen gegen die Haarrichtung, die den Kreislauf anregen und beleben.
Welcher Schwerpunkt gesetzt wird, entscheidet der Ayurveda-Therapeut individuell anhand Ihres Doshas, Ihrer aktuellen Verfassung und dem gewünschten Effekt. Manche Abhyanga-Massagen verlaufen ruhiger und sanfter, andere dynamischer und druckvoller. Dadurch wird jede Behandlung zu einer sehr persönlichen Erfahrung, die gezielt auf Ihre Bedürfnisse eingehen kann.
4. Nachruhe
Nach der Massage wird das Öl zunächst auf der Haut belassen, damit es weiter einwirken kann. Eingehüllt in Tücher oder Decken ruhen Sie noch einige Minuten nach, um die entspannende und regenerierende Wirkung zu vertiefen.
5. Abschluss
Auf Wunsch folgt eine kurze Nachbesprechung, bei der der Therapeut Tipps zur Nachsorge oder Hinweise zur Ernährung und Lebensweise nach ayurvedischen Prinzipien geben kann.
Nebenwirkungen & Kontraindikationen: Wann sollte man die Abhyanga nicht durchführen?
Grundsätzlich gilt die Abhyanga Massage als sanfte und sehr gut verträgliche Anwendung. Nebenwirkungen treten nur selten auf. In manchen Fällen kann es nach der Massage zu leichter Müdigkeit, einem kurzen Schwindelgefühl oder einer verstärkten Entgiftungsreaktion des Körpers kommen – diese sind in der Regel harmlos und klingen schnell wieder ab.
Trotz ihrer positiven Effekte gibt es jedoch Situationen, in denen eine Abhyanga Massage nicht empfohlen wird. Dazu zählen insbesondere:
- Erkältung mit starker Verschleimung
- Direkt nach einer ausleitenden Behandlung, wie bei der Pancha Karma Kur (ayurvedische Reinigungskur)
- Akute Infekte und Fieber
- Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Bluthochdruck
- Nach frische Operationen oder bei Verletzungen
- Schwere Erkrankungen wie Krebs, sofern keine ärztliche Zustimmung vorliegt
- Schwangerschaft, insbesondere im ersten Trimester – hier sollte die Massage nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen
FAQ
Die Kosten liegen je nach Anbieter, Dauer und Region meist zwischen 60 und 120 Euro pro Behandlung.
In der Regel entkleiden Sie sich bis auf die Unterwäsche, da der gesamte Körper mit Öl massiert wird. Intimbereiche bleiben durch Tücher geschützt.
Traditionell wird warmes Sesamöl verwendet, das je nach Dosha-Typ mit speziellen ayurvedischen Kräutern oder Ölen angereichert werden kann.
Für nachhaltige Effekte empfiehlt sich eine regelmäßige Anwendung – idealerweise einmal pro Woche oder im Rahmen einer Ayurveda-Kur auch täglich über mehrere Tage hinweg.
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