Wassergymnastik
Geschichte: Woher stammt Wassergymnastik?
Schon im antiken Rom wurden die Wasserbecken der Thermen genutzt, um sportliche Wettkämpfe im Wasser auszutragen. Auch Spiele, bei denen Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer zählten, fanden dort statt. Als Erfinder der modernen Wassergymnastik gilt die US-amerikanische Fitness-Ikone Jack LaLanne (1914–2011). Aus aufsehenerregenden Demonstrationen seiner Körperstärke, wie dem Ziehen eines voll besetzten Bootes durch den Golden-Gate-Kanal in San Francisco, entwickelte er spezielle Trainingsprogramme im Wasser. Obwohl diese in den 1960er-Jahren entstanden, gelten sie bis heute als Wegbereiter der modernen Aqua-Gymnastik.
Charakteristiken: Was macht Wassergymnastik aus?
Wassergymnastik wird in einem Wasserbecken stehend durchgeführt. Ein Trainer demonstriert die Übungen. Durch den Auftrieb des Wassers fällt das Training leicht. Tatsächlich trainiert man jedoch gegen den Wasserwiderstand, was die Aqua-Gymnastik äußerst effizient macht.
Gekräftigt wird dabei der ganze Körper, auch das Herz-Kreislauf-System profitiert. Die Gelenke werden hingegen geschont. Besonders hervorzuheben ist die hohe Trainingsdichte bei gleichzeitig minimaler Gelenkbelastung. Dadurch eignet sich Wassergymnastik ideal für Personen mit orthopädischen Beschwerden, eingeschränkter Mobilität oder Übergewicht.
Auch psychische Aspekte wie Stressabbau und Körperbewusstsein werden gefördert. Die Sportart zählt zur Kategorie Aquafitness und bietet ein effektives Ganzkörpertraining bei geringem Verletzungsrisiko.
Unterschiede zu anderen Arten: Welche Unterarten von Wassergymnastik gibt es?
Funktionsweise & Übungen: Wie funktioniert Wassergymnastik?
Bei Gymnastik im Wasser profitiert der Körper gleich doppelt: Einerseits trainiert man bei jeder Übung gegen den Wasserwiderstand, was deutlich mehr Kraft erfordert. Andererseits sorgt der Auftrieb für ein Gefühl von Schwerelosigkeit und Leichtigkeit. Solange man sich im Wasser befindet, wirkt das Training spielerisch und leicht. Seine Wirksamkeit zeigt sich oft erst beim Verlassen des Beckens.
Typische Übungen bei der Wassergymnastik
- Aqua-Jogging: Beliebte Aufwärmübung, bei der im Wasser möglichst schnell vorwärtsgelaufen wird – aktiviert Bein-, Rumpf- und Armmuskulatur.
- Pendel: Ein Bein wird wie ein Pendel vor- und zurückgeschwungen. Die Übung stärkt Hüfte und Oberschenkel und unterstützt die Muskelkräftigung im unteren Körperbereich.
- Wasserballett: Stehend wird ein Bein seitlich oder nach vorne waagerecht angehoben und gesenkt – kräftigt Rumpf, Oberschenkel und Haltemuskulatur.
- Wasser-Skipping: Kleine, schnelle Sprünge im Flachwasser verbessern Ausdauer, Gleichgewicht und Sprungkraft.
Indikationen: Wie wirkt Wassergymnastik?
Wassergymnastik bietet eine Vielzahl gesundheitlicher Vorteile, die sowohl präventiv als auch therapeutisch genutzt werden können. Das Training im Wasser wirkt ganzheitlich auf Körper und Geist, besonders bei Menschen mit Bewegungseinschränkungen, chronischen Schmerzen oder nach operativen Eingriffen.
Positive Effekte im Überblick:
- Muskelkräftigung durch gleichmäßigen Wasserwiderstand
- Förderung der Ausdauer und Belastbarkeit
- Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems ohne Überlastung
- Stärkung des Immunsystems durch sanfte, regelmäßige Bewegung
- Anregung der Durchblutung und des Stoffwechsels
- Verbesserung von Koordination, Gleichgewicht und Beweglichkeit
- Straffung des Bindegewebes und Förderung der Fettverbrennung
- Stressabbau und Förderung der mentalen Entspannung
- Steigerung der Muskelkraft ohne zusätzliche Belastung des Körpergewichts
Typische Anwendungsgebiete:
- Arthrose und Gelenkverschleiß
- Chronische Rückenschmerzen
- Muskel- und Gelenkschwäche (z. B. nach längerer Immobilität)
- Osteoporose
- Rehabilitation nach Operationen (z. B. Knie- oder Hüftprothesen)
- Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson
- Adipositas oder starke körperliche Einschränkungen
- Eine randomisierte Studie unter Leitung von Pei-Jie Chen (JAMA Network Open, 2022) zeigte signifikante Verbesserungen bei chronischen Rückenschmerzen, insbesondere im Hinblick auf Schmerzintensität und Lebensqualität.
- Eine klinische Untersuchung von Youguang Zhuo (Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin, 2021) ergab, dass Patient:innen nach einer Knieprothesen-OP durch gezielte Aqua-Gymnastik schneller wieder mobil wurden und weniger postoperative Schmerzen hatten.
Kontraindikationen: Welche Nebenwirkungen hat Wassergymnastik?
Wassergymnastik gilt als sehr schonend, ist jedoch nicht für alle Personengruppen uneingeschränkt geeignet. Folgende gesundheitliche Einschränkungen erfordern besondere Vorsicht oder ein ärztliches Okay:
- Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Bluthochdruck (nicht kontrolliert)
- Erhebliche Lungenprobleme
- Offene Wunden oder Hautinfektionen
- Fieber oder akute grippale Infekte
- Chlorallergie
- Unkontrollierte Epilepsie oder starke Schwindelanfälle
In diesen Fällen sollte Wassergymnastik nur nach ärztlicher Rücksprache oder gar nicht durchgeführt werden.
Fazit
Das Wichtigste zu Wassergymnastik im Überblick
- 1. Aqua-Gymnastik ist ein Trainingsprogramm, das stehend in einem Wasserbecken durchgeführt wird.
- 2. Wassergymnastik ist für alle Altersgruppen und jedes Fitness-Level geeignet.
- 3. Es gibt viele verschiedene Unterarten von Wassergym, zum Beispiel Aqua-Aerobic, Aqua-Walking und Aqua-Zumba.
- 4. Gymnastik im Wasser ist sehr effektiv und dabei schonend für die Gelenke.
- 5. Besonders für Reha, Prävention und chronische Beschwerden bietet Wassergymnastik eine sanfte und gleichzeitig wirkungsvolle Trainingsform.
- 6. Durch den Wasserwiderstand werden Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit gleichzeitig trainiert.
FAQ - Weitere Fragen zu Wassergymnastik
Aquafitness ist meist dynamischer und oft mit Musik verbunden. Wassergymnastik ist ruhiger und stärker auf Rehabilitation ausgelegt.
Empfohlen werden zwei bis drei Einheiten pro Woche à 30 Minuten.
Ja, unter bestimmten Voraussetzungen, z. B. im Rahmen von Reha-Maßnahmen, Präventionskursen oder bei ärztlicher Verordnung.
Ja. Die Übungen finden im flachen Wasser statt, Schwimmkenntnisse sind nicht erforderlich.
Ja. Durch den Wasserauftrieb wird das Körpergewicht entlastet, wodurch das Training besonders gelenkfreundlich wird, auch bei höherem Körpergewichtsanteil.
Gerade im Bereich Aquafitness zählt sie zu den zugänglichsten Sportarten.
Ja. Sie lindert Schmerzen, erhält die Beweglichkeit und schützt die Gelenke.
Quellen
- https://www.augustaraurica.ch/assets/content/files/02_Erleben/Selber-machen_Sport-zur-Roemerzeit.pdf
- https://www.aok.de/pk/magazin/sport/workout/so-effektiv-sind-schwimmen-und-aquafitness/
- https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/wassergymnastik-gute-option-bei-rueckenschmerzen/
- https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2787713
- https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1368-6429
- https://www.reha-sport.de/wassergymnastik/
- https://www.multiplesklerose.com/de/multiple-sklerose/behandlung/bewegung/wassergymnastik/
- https://www.diepta.de/news/aqua-training-bei-bandscheibenproblemen