Heilstollen
Geschichte: Woher stammen Heilstollen?
Heilstollen haben ihren Ursprung entweder in natürlichen Höhlenformationen innerhalb von Gebirgen oder sind Überbleibsel des historischen Bergbaus, etwa aus dem Abbau von Erz, Salz oder anderen Bodenschätzen.
Die medizinische Nutzung begann im 19. Jahrhundert, als Bergleute beobachteten, dass sich chronische Atemwegserkrankungen während ihrer Arbeit unter Tage besserten.
Diese Erfahrungen führten zur gezielten Umwidmung einzelner Stollen zu therapeutischen Zwecken.
Seither wurden zahlreiche stillgelegte Gruben als Heilstollen ausgebaut und wissenschaftlich untersucht.
Charakteristiken: Was macht einen Heilstollen aus?
Ein Heilstollen zeichnet sich durch ein äußerst stabiles Mikroklima aus:
- nahezu 100 % Luftfeuchtigkeit
- konstante Temperaturen (meist zwischen 7 und 10 °C)
- absolute Reinheit der Luft: frei von Pollen, Staub und Keimen
- hohe Konzentration negativer Ionen, die entzündungshemmend wirken können
Diese Bedingungen schaffen eine Umgebung, in der die Atemwege regenerieren und das Immunsystem entlastet wird.
Funktionsweise: Wie funktioniert die Anwendung in einem Heilstollen?
Die Therapie erfolgt in mehreren Sitzungen über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen. Patienten begeben sich per Grubenbahn in den Stollen, wo sie, in Decken gehüllt, etwa 60 bis 120 Minuten ruhen.
Die Hauptanwendung besteht im passiven Inhalieren der Stollenluft. Die Wirkung basiert auf dem Kontakt mit der sauberen, ionisierten und feuchten Luft sowie bei Radonstollen auf der Aufnahme minimaler Radonmengen über Lunge und Haut.
Etikette: Wie verhält man sich in einem Heilstollen?
Ein Heilstollen wird in bequemer Kleidung oder Bademantel betreten. Gegenseitige Rücksichtnahme und Ruhe sind essenziell, da Entspannung ein zentrales Element der Therapie darstellt. Das Mitbringen elektronischer Geräte ist in der Regel nicht gestattet.
Indikationen: Wie wirkt ein Heilstollen?
Die therapeutische Wirkung eines Heilstollens ist mehrfach wissenschaftlich untersucht:
- Eine Studie der Universität Krakau zeigt signifikante Verbesserungen bei Patienten mit Asthma bronchiale nach Heilstollen-Anwendungen (Krakow Academy of Physical Education, 2014).
- Die Studie von Franke et al. (2000) zur Radon-Stollen-Therapie ergab bei Patient:innen mit Morbus Bechterew und chronischen Rückenschmerzen eine signifikante Schmerzreduktion, deren Wirkung bis zu 12 Monate anhalten kann.
- Weitere Untersuchungen deuten positive Effekte bei Neurodermitis und COPD an.
Die Effekte basieren auf der Kombination von Klimaeinflüssen und, im Fall von Radon-Stollen, auf der Stimulierung entzündungshemmender Botenstoffe.
Kontraindikationen: Welche Nebenwirkungen hat der Aufenthalt in einem Heilstollen?
Ein Aufenthalt in einem Heilstollen kann ungeeignet sein bei:
- Klaustrophobie (Angst vor engen, geschlossenen Räumen)
- Schwangerschaft (bei Radon-Stollen)
- Krebserkrankungen, wenn eine Therapie weniger als ein Jahr zurückliegt
- Unbehandelter Schilddrüsenüberfunktion, schweren Herz-, Nieren- oder Kreislauferkrankungen
- Akuten Infektionen oder frischen Operationen
Vor einer Therapie sollte grundsätzlich ärztlicher Rat eingeholt werden.
Verbreitung: Heilstollen im DACH-Raum
Im deutschsprachigen Raum – Deutschland, Österreich und der Schweiz – gibt es eine Reihe besonders wirkungsvoller Heilstollen. Die folgende Übersicht zeigt die zehn bedeutendsten Einrichtungen inklusive Besonderheiten und therapeutischen Schwerpunkten auf einen Blick.
Übersicht zu Heilstollen im DACH-Raum
Fazit
Das Wichtigste zu Heilstollen im Überblick
- 1. Der Aufenthalt in einem Heilstollen ist eine Art von Klimatherapie.
- 2. Die reine Luft und die hohe Luftfeuchtigkeit sind besonders für Personen mit Atemwegserkrankungen zu empfehlen.
- 3. Eine besondere Art von Heilstollen sind Radon-Stollen, bei denen Alpha-Radon-Strahlen die körpereigenen Selbstheilungskräfte aktivieren.
- 4. Heilstollen-Therapien werden von den meisten Krankenkassen zumindest teilweise bezahlt.
FAQ – Weitere Fragen zu Heilstollen
In Deutschland befinden sich elf anerkannte Heilstollen, u.a. der Tiefen Stollen in Wasseralfingen (Baden-Württemberg) und die Teufelshöhle in Pottenstein (Fränkische Schweiz). In Österreich ist der Gasteiner Heilstollen einer der bekanntesten.
Nein, die Menge der Strahlung in einem Radon-Stollen bringt sogar wissenschaftlich erwiesene Vorteile für die Gesundheit mit sich. Einige Personengruppen wie Schwangere, Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion oder Krebspatienten in oder unmittelbar nach einer Therapie sollten den Aufenthalt trotzdem lieber meiden.
Die Dauer beträgt in der Regel zwei bis vier Wochen mit mehreren Sitzungen pro Woche à 60 bis 120 Minuten.
Viele gesetzliche und private Krankenkassen übernehmen, insbesondere bei ärztlicher Verordnung, einen Teil der Kosten.
Die Heilstollen-Therapie wird vor allem bei Asthma, chronischer Bronchitis, COPD, rheumatischen Erkrankungen wie Morbus Bechterew oder rheumatoider Arthritis sowie bei Neurodermitis und anderen chronischen Haut- und Atemwegserkrankungen eingesetzt. Auch Personen mit Allergien oder stressbedingten Beschwerden können von der Therapie profitieren.